"Noch nie sah ich ein so vollkommen geformtes Tier.

Schön und anmutig wie eine Gazelle, brannte es heiß und wild mit den Wüsten Ägyptens in seiner Seele."

 

Lynn V. Andrews

Ergebnisse 2016

Distanzrückblick 2016

 

 

 

Nach sieben Jahren Bundesjugendkaderangehörigkeit und dem damit verbundenen "viel reiten müssen" samt vielen Pflichtterminen (was für diese Zeit absolut in Ordnung war), war für mich jetzt erst einmal "einfach die Luft raus". Außerdem hat sich die Anzahl der Pferde, die für den "großen Sport" geeignet waren, alters - und verletzungsbedingt auch sehr verringert. Deshalb beschlossen wir zu Jahresbeginn, dass wir 2016 nur an wenigen Distanzritten teilnehmen würden und das dann einfach auch nur, um Spaß zu haben.

 

 

 

Der erste Ritt, den wir anvisierten, war der Hohenzollerndistanzritt vom 3. - 5. Juni, weil der landschaftlich einfach mit einer der schönsten ist.

 

Es sollten am Samstag 4 Pferde teilnehmen und am Sonntag Lisa mit Cara - ihrem ersten Kinderdistanzritt: Premiere!

 

 

 

Das hieß, am Vortag zu packen: eine logistische Herausforderung - dasselbe galt für die Planung des Transports aller beteiligten Zwei - und Vierbeiner hin und zurück.

 

Dazu muss man sich vorstellen, dass für ein solches Event folgendes eingepackt und transportiert werden muss: jedes Pferd braucht seinen Pferdepass, einen Sattel, Trense, Glücksrad, Knötchen - und Stallhalfter, Anbinde - und Führstrick, Reitgamaschen, Kühlgamaschen, Fliegen - Abschwitz - Neuseeland und leichte Decke (für Ronjas Pferd immer in 3-facher Ausfertigung pro Modell), Putzzeug, Wasser - und Futtereimer, 4 "Schwabbeleimer" fürs Kühlwasser, ausreichend Kraftfutter und Zusatzstoffe, 1,5 Ballen Heu, 8 Plastikzaunpfähle, ausreichend Litze, 2 Wasserkanister, 1 Sattelbock, 1 "Rittdeckenwurst", Ausrüstungsersatzteile, Ersatzhufeisen,

 

und für alle "Pulsmessgerödels", div. Pflegeartikel, Gießflaschen, Schwämme, Handtücher und Trichter, Möhren und Äpfel sowie das Stromgerät für die Paddocks. Nicht zu vergessen für mich mein Hocker (Klappbar und in Türkis) als Aufstiegshilfe (man wird nicht jünger)und natürlich die Reisenäpfchen samt Futter für Lotta!

 

Für alle Menschen, die bei den Pferden (im Zelt oder Hänger) übernachten, das jeweilige Zubehör wie Schlafsäcke, Isomatten und Essen, Reisetaschen mit Kleidung und Schuhen jeglicher Art (man weiß nie, wie das Wetter wird, wie oft man durchnässt sein wird oder ob die Sonne gnadenlos brennt - auch geschneit hats schon mal) - letzteres gilt auch für die "Trosser" (das sind Menschen, die am Wochenende freiwillig auf die gemütliche heimatliche Couch verzichten und uns Reiter mitsamt unseren Pferden selbst bei widrigsten Bedingungen unterstützen und begleiten), Reithelme und Chapsletten.

 

 

 

Am Freitagmittag wurden in 2 Fuhren 4 Pferde und viel Gepäck zum Nägelehaus (Startort) nach Onstmettingen gebracht. Alles restliche Gepäck wurde in die Trossautos gestopft.

 

Nun muss man sich vorstellen, wie all das am Veranstaltungsort wieder ausgepackt und aufgebaut werden muss. (Zunächst trifft man auf eine unberührte Wiese, die sich binnen weniger Stunden in einen riesigen, lebhaften Campingplatz verwandelt  - nur, dass auf einem normalen Campingplatz neben den Zelten und Wohnwägen nicht auch noch viele Pferde in Paddocks stehen).

 

Wir lichteten das Chaos, versorgten die Pferde und machten es uns gemütlich.

 

 

 

Am Samstagmorgen begannen wir, unsere Pferde für den Start zu richten. "Wo ist mein Sattel" (Ronja)?? ... oh je - ich hatte es tatsächlich zum ersten Mal in meiner jahrzehntelangen Packerei als Distanzreiterin geschafft, zu vergessen, einen Sattel einzupacken. Ungläubiges Gelächter machte sich breit und viel Gefrotzel bekam ich zu hören! Aber das löste ja nicht unser Problem. 42 km ohne Sattel reiten? Unmöglich! Heim fahren und ihn holen? Dauert zu lange! Was tun? Da kam Ronja die rettende Idee: sie rief unseren Freund André an, der ganz in der Nähe wohnt. Er versprach, sofort alle ihm zur Verfügung stehenden Sättel auf seinen Pickup (beide - Freund und Pickup - haben uns in der Vergangenheit schon so oft geholfen und uns "gerettet") zu werfen und so schnell wie möglich zu kommen. Bis zu seiner Ankunft "saßen wir wie auf Kohlen". Aber wieder einmal hat er uns "retten" können: einer der Sättel passte tatsächlich und so konnten wir - gerade noch rechtzeitig - starten. Ab sofort war nur noch Fröhlichkeit und gute Laune angesagt. Wir alle genossen in vollen Zügen den Ritt. Dass es später dann noch anfing, in Strömen zu gießen, konnte unsere gute Stimmung nicht trüben. Wie groß war die Freude, als nach der Nachuntersuchung feststand, dass alle Pferde den Ritt erfolgreich in der Wertung bestanden haben! Mich persönlich hat am meisten gefreut, dass mein Pyros nach jahrelanger, verletzungsbedingter Pause  (laut Anouk) mit einem breiten Grinsen im Gesicht über die schwäbische Alb geschwebt sei :-) !

 

 

 

Anschließend wurden Anizah und Pyros nach Hause und Cara zurück nach Onstmettingen, dann Soran nach Ofterdingen gefahren und ich mit leerem Hänger wieder hoch (ein schönes Hobby). Am Sonntagmorgen starteten dann Lisa auf Cara in Begleitung von Ronja auf Nadim (diesmal mit eigenem Sattel) beim Kinderdistanzritt - auch erfolgreich. Als wir dann schlussendlich alle wieder im heimatlichen Stall angekommen waren, alles ausgeräumt, geputzt und verstaut war, stießen wir Erwachsenen mit einem Glas Sekt auf ein wunderschönes Wochenende an!

 

Wir, das waren Evi und Anizah, Jule und Soran, Ronja und Nadim, Gabi und Pyros und die Trosser Anouk, Sabine, Lisa, Anja, Andi und Peter - und natürlich die Lotta.

 

 

 


In den Sommerferien wollten Anouk und ich mit Soran und Anizah (sowie als Trosser Anja und Jule) an der "Welzheimer Wald  Distanz" teilnehmen und am Morgen des Freitags packen. Als ich mir die Schuhe anzog, um in den Stall zu fahren, geschah etwas ganz fürchterliches: Lotta begann zu krampfen und führte in meinem Flur eine "Bodenkür der besonderen Art" auf. Völlig entsetzt und verängstigt rief ich die nächstgelegene Tierarztpraxis in Mössingen an und bereitete diese auf meine sofortige Ankunft vor. Lotta bekam sofort Infusionen, wurde untersucht und die Diagnose lautete: eine Vergiftung! Es stellte sich heraus, dass sie ganz sicher verschimmeltes Fallobst gefressen haben musste (bis dahin wusste ich nicht, dass dies für Hunde so gefährlich ist). Ich bangte fast 2 Stunden um ihr Leben, dann gab die Tierärztin Entwarnung: Lotta war "über den Berg", ich war so erleichtert und froh...! Sehr zu denken gab mir folgende Aussage der Tierärztin: "wissen Sie, viele Leute warten bei so etwas erstmal zu, und dann ist es zu spät. Sie haben ihrem Hund das Leben gerettet, weil Sie sofort zu mir kamen". Nun fuhr ich, mit noch weichen Knien, in den Stall und besprach mit Anouk, was wir tun sollten. Wir beschlossen, jetzt dennoch zu packen und nach Welzheim - mit Lotta - zu fahren, da die Tierärztin darin kein Problem sah und sogar begeistert war von der Idee, dass dort ja Tierärzte vor Ort sein würden, um Lotta (der es jetzt wieder wirklich richtig gut ging) weiter zu beobachten. Sie hatte, zur Not, den Zugang in Lottas Vene noch gelassen. In Welzheim haben wir das sofort unserer befreundeten Tierärztin Martina Zink mitgeteilt, die Lotta dann in regelmäßigen Abständen untersucht hat und gg 23 Uhr den Zugang ziehen konnte - Lotta war wieder völlig fit - und glücklich darüber, bei einem weiteren Abenteuer mit uns dabei sein zu können. Übrigens: hätte die Tierärztin am Morgen gesagt, dass Lotta Schonung bräuchte, wären wir natürlich NICHT gefahren!

 

 

 

So war es nach diesem Schrecken (mit glücklichem Ausgang) anschließend wie immer wunderschön, am Abend und in der Nacht draußen unter dem Sternenhimmel zu sitzen mit vertrauten Menschen, bei guten Gesprächen und am Morgen danach in einer neuen Landschaft zu reiten, weit weg von der vertrauten "Waldkinderrunde"! Auch dieser Ritt war wunderschön und erfolgreich.

 

 

 

Zum Saisonabschluß war eine Teilnahme an der Kitzesbergdistanz am 10.9. in Bitz geplant und ich hatte vor, dort, bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften, meinen Titel zu verteidigen. Im Juni hatte mich in Marburg eine Zecke gebissen und leider (jeder Biss "ein Treffer") bekam ich wieder Borreliose.  Das ist eine ganz doofe Krankheit - in meinem Fall ließ die mich den ganzen Sommer über schlapp, antriebslos und müde sein, begleitet von ätzenden Gelenksschmerzen. Deshalb fühlte ich mich nicht in der Lage, einen 120er zu reiten - konnte mir gar nicht vorstellen, wie ich das überstehen sollte - und mit mir mein Pferd Anizah. Aber da ich bekanntlich ja gar nie aufgebe, entschied ich mich, dennoch zu starten, allerdings "nur" über 80 km. Kurzum: wir konnten zwar unseren Titel nicht verteidigen, haben aber immerhin den 80er gewonnen! Und Ronja hat ihre "Old Lady" Santana, ehemalige Weltmeisterschaftsteilnehmerin, nach langer Verletzungspause wieder auftrainiert und für den 30er genannt. Ihr Glück nach erfolgreich bestandener Nachuntersuchung war unbeschreiblich...! Das haben wir den beiden alle von ganzem Herzen gegönnt und uns mitgefreut!

 

 

 

Nun bin ich gespannt darauf, was das kommende neue Jahr "distanztechnisch" bringen wird. Eines ist klar: ganz verzichten wollen wir nicht auf diesen Sport, an dem wir alle doch sehr hängen und der uns sehr wichtig ist. Wir haben festgestellt, dass die Schulpferde diese Abwechslung so sehr genießen. Außerdem haben wir auch dieses Jahr wieder erlebt, dass uns die gemeinsam verbrachten Wochenenden, trotz aller Umstände und des damit hohen verbundenen Aufwands, einfach gut tun und dass dies für alle Beteiligten sehr kostbar und wertvoll ist!

 

 

 

DANKE an euch ALLE!    Gabi